Am Girls-Day erhalten Schülerinnen ab der 5. Klasse die Möglichkeit einen Tag lang Ausbildungsberufe kennen zu lernen, die auch heute noch, im 21. Jahrhundert, als typische „Männerberufe“ gelten, wie z.B. Elektriker, Anlagenfahrer oder Feuerwehrmann.
Seit Jahren koordiniert die Gleichstellungsstelle diesen Tag gemeinsam mit den Beteiligungen der Stadt Ingolstadt, um den Teilnehmerinnen ein möglichst vielfältiges Angebot zu bieten. So erhalten die Mädchen an diesem Tag die Chance, Einblick in Unternehmen zu erhalten, an die so manche junge Frau wahrscheinlich nicht bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz denken würde.
Dieses Jahr hat der Zweckverband Müllverwertungsanlage Ingolstadt (MVA) sich zum zweiten Mal mit der Berufsfeuerwehr Ingolstadt zusammengeschlossen, um den Teilnehmerinnen ein außergewöhnliches Programm mit vielen „Do-it-yourself“-Aktionen anzubieten.
Gleich zu Beginn hieß es für die Mädchen rein in das Feuerwehrfahrzeug und ab zum Einsatzort in der Müllverwertungsanlage, wo Ihnen etliche Herangehensweisen aufgezeigt wurden, um einen Feuerwehreinsatz oder technische Herausforderungen in solch einer Anlage wie der MVA zu meistern. In kleinen Gruppen unter Begleitung von erfahrenen Mitarbeitern verging für die 19 Schülerinnen der Vormittag mit kurzweiligen Aktionen wie im Flug.
Vor Ort in der Müllverwertungsanlage Ingolstadt, schlüpften die Mädchen in die entsprechende Arbeitskleidung und los ging es.
Auf der Anlieferplattform der MVA inspizierten sie zunächst den Müllbunker und waren sichtlich beeindruckt vom herabschwebenden Greifer, der 4 Tonnen Abfall aufnimmt.
Danach ging es weiter, zu Fuß hoch in den 4. Stock zur Krankabine. Hier durften die Mädchen schweres Gerät betätigen. Greifer auf, Müll aufnehmen und ab damit ins Feuer. Unter Anleitung der Kranfahrer der MVA konnten die Teilnehmerinnen den riesigen Krangreifer, den Sie gerade noch von unten gesehen hatten, selbst bewegen.
Nach dieser Anstrengung gab es erst einmal was zum Genießen: Abgesichert mit Gurten ging es mit der Drehleiter rauf auf bis zu 30 m luftiger Höhe. Von dort aus hatten die Teilnehmerinnen einen wunderbaren Blick über die gesamte MVA und bis in die Stadt Ingolstadt.
Wasser marsch
Danach wurde es zwar wieder etwas schweißtreibender, aber dafür ein ganz spezielles Erlebnis. Vorsichtig tasteten sich die Mädchen an das Feuerlöschen heran. Zuerst löschten sie mit einem Feuerlöscher eigenhändig einen kleinen Brand, danach probierten die Schülerinnen schweres Geschütz aus, in Form des großen Feuerwehrschlauches vom Löschfahrzeug.
Um den Teilnehmerinnen den Ausbildungsberuf Elektronikerin für Betriebstechnik näher zu bringen ließ sich Jürgen Redl, Mitarbeiter in der Elektrowerkstatt der MVA, etwas ganz Besonderes einfallen. Die Mädchen bastelten eigenhändig mit Hilfe von Lötkolben und etwas Geschick einen Handylautsprecher, den Sie zur Erinnerung an einen erlebnisreichen Berufsorientierungstag mit nach Hause nehmen konnten.
Mit Blaulicht und Sirene
Nach der ganzen Aufregung und Anstrengung hatten sich alle erst mal eine Pause und kleine Stärkung verdient. Also ging es in die Kantine der MVA zum Essen mit abschließenden Einsatzbesprechung. Mit Blaulicht und Sirene verabschiedeten sich die Girls von der MVA und brausten zurück zur Feuerwehrzentrale in die Dreizehnerstraße. Wer wollte durfte hier noch die Feuerwehrstange hinunterrutschen. Dann hieß es nach einem ereignisreichen und spannenden Tag Feierabend für die Mädchen.
Die Teilnehmerinnen am Girls-Day 2019 hatten einen interessanten und erlebnisreichen Tag gemeinsam mit der Feuerwehr und der MVA Ingolstadt. Die Schülerinnen waren ganz besonders davon begeistert, dass Sie alles ausprobiert konnten. Dies spiegelte sich auch in den Bewertungsbögen, welche die Mädchen als Feedback ausfüllten, wider.
Auch wenn an diesem Tag vielleicht nicht jede Teilnehmerin Ihren Traumberuf gefunden hat, ist es doch ein hervorragender Weg Berufe kennenzulernen, in denen Frauen noch selten sind, aber auch „ihren Mann stehen“ können. Die Feuerwehrmänner und auch die Mitarbeiter der MVA würden sich jedenfalls freuen, die eine oder andere in ein paar Jahren als Kollegin wiederzusehen.
Erschienen im IN Direkt am 26.04.2019 - Ausgabe 8