Erschreckende Nachrichten durchfluten die überregionalen Medien: Der Müllnotstand wird breit thematisiert. Schuld seien die Müllverbrennungsanlagen, die nicht über ausreichende Kapazitäten verfügten. Müssen wir wirklich fürchten, dass bald die Mülltonnen ungeleert auf den Gehsteigen verbleiben? Nein, mitnichten.
Abfallverbrennung als integraler Baustein eines umweltgerechten Entsorgungskonzepts
Abfallvermeidung und Abfallrecycling sind die höchsten Maxime moderner Abfallwirtschaft. Doch so sehr auch nach „Zero Waste“ gestrebt wird und ein weitgehendes Recycling postuliert wird, führen Veränderungen in Konsumverhalten und Lebensstil zur Stagnation oder gar zum Anstieg von Mengen an nicht verwertbaren Abfällen, die ihren Weg letztendlich in eine Verbrennungsanlage nehmen.
Bayern ist hierfür gut aufgestellt. 14 Verbrennungsanlagen in kommunaler Hand verfügen über ausreichend Kapazitäten für die in Bayern anfallenden Siedlungsabfälle. Auch die Anlage in Ingolstadt ist ausreichend dimensioniert, um den Restmüll der Bürger der Stadt Ingolstadt und 5 weiterer Landkreise zu entsorgen. Und sie beseitigen nicht nur umweltfreundlich, sie verwerten bestmöglich.
Es wird verwertet, was zu verwerten ist
Auch die Müllverwertungsanlage Ingolstadt führt das Wort Verwertung nicht nur in ihrem Namen, weil es besser klingt.
Mit der bei der Verbrennung freigesetzten Energie wird nicht nur der gesamte elektrische und thermische Energiebedarf der Anlage gedeckt, sondern zusätzlich auch eine große Menge an elektrischen Strom und Fernwärme abgegeben, die so nicht aus anderen Energiequellen gewonnen werden muss. Das schont das Klima 2018 waren dies ca. 77.000 MWh elektrische Energie und ca. 178.000 MWh Fernwärme.
Und auch die nach der Verbrennung verbleibenden Reste werden verwertet. Die in der Asche noch befindlichen Metalle, wie Kupfer, Aluminium und Eisen, werden zurückgewonnen und dem Stoffkreislauf zurückgegeben. Auch der verbleibende mineralische Rest wird aufbereitet, um ihn als Baustoffersatz einsetzen zu können. Streng kontrolliert, versteht sich (z. B. für Deponieabdeckungen)
Angespannte Situation für Gewerbeabfälle
Die freien Kapazitäten aller bayerischen Verbrennungsanlagen für Siedlungsabfälle werden für die umweltgerechte Entsorgung von Gewerberestabfällen zur Verfügung gestellt. In Ingolstadt sind das immerhin 40 % der Gesamtkapazität, die Gewerbebetrieben vornehmlich aus dem Verbandsgebiet zur Verfügung stehen.
Doch die Kapazitäten übersteigen die Nachfragen
Die Gründe hierfür sind vielfältig. Zum einen führt die gute Konjunktur zu einem höheren Abfallaufkommen. Wahr ist aber auch, dass das gewerbliche Abfallrecycling hinter seinen Erwartungen zurückbleibt.
Viele Abfallströme folgten dem Weg des geringsten Preises. Wer hat nicht schon einmal von Kunststoffexporten nach China, Elektroschrottexporten nach Afrika oder illegalen Ablagerungen in ausländischen Deponien gehört? Immer wieder werden solche zwielichtigen Entsorgungswege geschlossen. So stoppte beispielsweise China den Import von Kunststoffabfällen in 2017.
Diese Mengen stehen jetzt in Deutschland zusätzlich zur Entsorgung an. Und in Ermangelung von geeigneten Recyclinganlagen landen mehr Gewerbeabfälle in der Verbrennung als nötig, so dass auch die Verbrennungsanlagen an ihre Grenzen kommen. Für Gewerbetreibende wird die Abfallentsorgung zunehmend schwieriger und diese Entwicklung kommt keinesfalls überraschend.
Kein Müllnotstand in Ingolstadt
Das Stoffstrommanagement der Müllverwertungsanlage Ingolstadt arbeitet hart daran, dass die Entsorgungssicherheit für die an ihre Anlage angeschlossenen Bürger jederzeit gewährleistet ist und auch alle mit dem Gewerbe getroffenen Vereinbarungen eingehalten werden. Eine genaue Planung ist hierfür unerlässlich, insbesondere damit auch in Revisionszeiten die Entsorgungssicherheit garantiert werden kann.
Für eine echte Entspannung der überregionalen Abfallentsorgung müssen jedoch Hausaufgaben in Recycling gemacht werden – im Bereich der Gewerbeabfälle genauso wie im Bereich der Siedlungsabfälle-, damit die Verbrennungsanlagen künftig nur noch das entsorgen, wofür sie vorgesehen sind, nämlich den nicht recyclebaren Müll.
Erschienen im Donaukurier "Ingolstadt informiert" am 13.09.2019 - Ausgabe 35