In letzter Zeit ist Abfall und Müllverbrennung wieder ein großes Thema, gerade in Hinsicht auf den Umweltschutz und der Corona-Pandemie. Dabei ist die Diskussion um Abfall und vor allem seine Beseitigung kein neues. Die Abfallbeseitigung gehört zu einem der Grundpfeiler der städtischen Hygiene. Dies ist spätestens seit dem 19. Jahrhundert bekannt, als in Europa viele Städte durch unzulängliche Hygieneverhältnisse Brutherde für diverse Epidemie darstellten.
Müllverbrennung eine Erfindung des 20. Jahrhunderts?
Nein! Ebenso wenig wie das Recycling bzw. Wiederverwertung - was heute die öffentliche Wertstoffsammlungen sind, waren für die Lumpensammler und Altstoffhändler – ist auch die Müllverbrennung keine Erfindung des 20. Jahrhunderts. So wurde laut Bibel um etwa 1000 vor Christus in Jerusalem vor den Toren der Stadt Müll verbrannt. Selbst in steinzeitlichen Siedlungen zündeten die Bewohner bereits große Abfallhaufen an.
Die erste Abfallverbrennungsanlage wurde in England in Nottingham gebaut – der „Destructor“. Obwohl dieser technisch natürlich weit entfernt von den heutigen Anlagen war und vor allem der Volumenreduzierung diente, war es doch eine Besserung gegenüber der Ablagerung des unbehandelten Mülls. Die erste Müllverbrennungsanlage in Deutschland entstand in Hamburg, nachdem Robert Koch 1884 das Cholera-Bakterium entdeckte und Deutschland von Cholera-Epidemie heimgesucht wurde.
Diese ersten Anlagen waren technisch nicht vergleichbar mit den heutigen Müllverwertungsanlagen. Oft war der Abfall unvollständig ausgebrannt und durch hohe Geruchsbelästigung kam es oft zu Protestaktionen. Somit lag das Hauptaugenmerk damals wie heute auf der technischen Weiterentwicklung.
Auch Abfall geht mit der Zeit
Die Zusammensetzung des Abfalls hat sich über die Jahrzehnte deutlich verändert. Bestand der Haushaltsabfall im 19. Jahrhundert noch hauptsätzlich aus der Asche der Kohleöfen, die zumeist die einzigen Wärmequälen im Hause war sowie aus Fleisch- und Pflanzenteilen. Unser heutiger Biomüll änderte sich in der Zusammensetzung nach dem 2. Weltkrieg. Verpackung, viel Kunststoff und durch den Wohlstand der 60ziger Jahre kamen immer mehr „Wegwerf“-Produkte dazu, wo durch eine deutliche Erhöhung des Heizwertes vom Hausmüll entstand.
Die Deponierung von Abfällen war trotz allem noch immer der Entsorgungsweg schlechthin. Obwohl sich Sammel- und Entsorgungstechniken weiterhin rasant entwickelten.
Mit dem ersten Abfallgesetz von 1972 wurde dann die gesamte Abfallsammlung und -entsorgung erneuert. Nach dem die wilden „Müllkippen“ trotz des neuen Gesetzes immer noch ein großes Problem für Mensch und Natur darstellten, nicht nur durch die Geruchsbelästigung, sondern anhand der geänderten Zusammensetzung etc. entstanden z.B. Schwelbrände, Verunreinigungen des Grundwassers durch Sickerwasser, wurden deshalb immer mehr Verbrennungsanlage gebaut.
Deponieraum war teuer
Wesentliches Ziel war es, die Vielzahl der bestehenden meist ungeordneten Müllkippen auf wenige zentrale Müllverbrennungsanlagen mit großräumigem Einzugsgebiet zu verringern. Obwohl die Stadt Ingolstadt lange das Glück hatte ihr steigendes Müllaufkommen in gesprengten Forts abzulagern, konnte man auch hier sehen, dass diese Möglichkeit bald erschöpft sein würde. Somit gründete 1975 auch die Stadt Ingolstadt mit dem Landkreis Eichstätt den „Zweckverband Müllverbrennungsanlage Region Ingolstadt“ um dieses Problem langfristig und für damalige Gesichtspunkte umweltfreundlich zu lösen.
2022 - 45 Jahre MVA Ingolstadt
Vor 45 Jahren ging die ersten 2 Anlagen in der MVA Ingolstadt in Betrieb, seitdem hat sich durch die Modernisierung der Technik sowie viele gesetzliche Neuerungen z.B. die Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes und das Kreislaufwirtschaftsgesetz die Anlage zu einer hochtechnischen Müllverwertungsanlage mit 3 Linienbetrieb mit modernster Rauchgasreinigung, Schlackeaufbereitung etc. weiterentwickelt.
Heute entsorgt die Müllverwertungsanlage Ingolstadt nicht nur den Restmüll von rd. 748.000 Menschen aus Ingolstadt und 5 weiteren Landkreisen, sondern leistet auch noch ein Beitrag zur Ressourcenschonung und Umweltschutz. Neben der Hauptaufgabe der sicheren und umweltgerechten Abfallbehandlung, gewinnt der Aspekt der Energieerzeugung aus Abfall immer mehr in der Bedeutung, besonders hinsichtlich der Endlichkeit der fossilen Energieträger und der CO2-Problematik. Ca. 85.000 MWh Strom und 214.000 MWh Fernwärme hat die MVA Ingolstadt aus dieser thermischen Behandlung von rd. 262.000 t Siedlungs- und Gewerbeabfällen im Jahr 2021 geliefert. Und macht sich zusätzlich stark in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit.
Erschienen im Donaukurier "Ingolstadt informiert" am 24.06.2022